31. Bamberger Seminar für Orthopädie und Unfallchirurgie
Ein breites Spektrum an Themen erwartete die Ärztinnen und Ärzte bei der 31. Auflage des Bamberger Seminars für Orthopädie und Unfallchirurgie am 09. November 2019. Von Endoprothetik über WhatsApp bis hin zu biologischen Therapieansätzen – eine bunte Mischung an Vorträgen sorgte für einen interessanten und abwechslungsreichen Tag.
Den Anfang machte Privatdozent Dr. Philipp von Roth vom sporthopaedicum Straubing mit seinem Vortrag zum Thema „Gelenkersatz bei Gonarthrose – Indikation, OP-Technik und Ergebnisse“. Er plädierte dafür, den Patienten und dessen Empfindungen und Interessen stärker in den Mittelpunkt zu stellen. So sei der Leidensdruck des Patienten die wichtigste Indikation für oder gegen eine gelenkersetzende Operation, nicht das Röntgenbild oder andere diagnostische Verfahren. Auch bei der Wahl zwischen Schlitten- oder Vollprothese und der Bewertung der Ergebnisse sind für Dr. von Roth die Bedürfnisse des Patienten entscheidend: „Ein gutes Ergebnis ist ein zufriedener Patient.“ Die Zufriedenheit hänge dabei stark von der Erwartungshaltung des Patienten ab, weshalb eine umfassende und ehrliche Aufklärung das A und O jeder gelenkersetzenden Operation sei.
Der zweite Beitrag des Tages widmete sich dem aktuellen Thema der Digitalisierung in der Medizinbranche. Dr. med. Jochen Jung, Chefarzt der Orthopädie im Diakonie Krankenhaus Bad Kreuznach und Leiter des Arbeitskreises mHealth und APPs der DGOU, warnte in seinem Vortrag „WhatsApp & Co: Was geht in der Praxis?“ vor den Gefahren des beliebten Messengerdienstes. WhatsApp sei bezüglich persönlicher Daten „offen wie ein Scheunentor“ und deshalb „im medizinischen Bereich ein No-Go.“ Dennoch erfreut sich WhatsApp aufgrund seiner weiten Verbreitung auch unter Medizinern großer Beliebtheit. Um Datenschutzprobleme zu vermeiden, stellte Dr. Jung vier Alternativen zu WhatsApp vor, die eine höhere Datensicherheit gewährleisten und zum Teil sogar Zusatzangebote wie Videosprechstunden oder das Streamen von MRT Bildern anbieten.
Nach der Mittagspause präsentierte Dr. med. Hubert Klauser vom HAND- UND FUSSZENTRUM BERLIN verschiedene Behandlungsmöglichkeiten bei Rhizarthrose. In seinem Vortrag „Konservative und operative Therapie der Rhizarthrose“ stellte er das Krankheitsbild umfassend vor und sprach sich für eine multimodale Behandlung desselben aus. Im Bereich der konservativen Therapie seien dynamische Orthesen zu empfehlen, da „ein Gelenk mit Arthrose bewegt werden müsse, sonst trocknet es aus.“ Zu kombinieren sei dies mit anderen Therapiemaßnahmen wie physiotherapeutischen Übungen und Ergotherapie. Weitere mögliche Maßnahmen seien die Injektion mit Eigenblut oder physikalische Therapieansätze wie Laser- oder Stoßwellenbehandlungen. Werden operative Schritte ergriffen, sei die Endoprothetik das Mittel der Wahl.
Mit innovativen Behandlungsmethoden beschäftigte sich auch der Vortrag „Das biologische Skalpell – Augmentationstechniken in der Orthopädie und Unfallchirurgie“ von Dr. med. Wolfgang Willauschus von alphaMed Bamberg. Im Fokus standen biologische Therapieansätze wie die Injektion von Wachstumsfaktoren, welche die Selbstheilungsprozesse des geschädigten Gewebes anregen sollen. Wichtig sei, die Wachstumsfaktoren nicht einzeln, sondern als Cocktail und in Zusammenhang mit anderen Behandlungsmethoden anzuwenden. „Nur eine Methode allein reicht nicht aus.“ Um ihre Wirksamkeit eindeutig zu bestätigen, seien in vielen Bereichen jedoch noch weitere Studien nötig. Dennoch ist Dr. Willauschus überzeugt, dass zum „Werkzeugkasten“ des Orthopäden neben Skalpell und Bohrer bald auch biologische Verfahren gehören werden.
Rege Diskussionen und praxisnahe Vorträge machten das Bamberger Seminar auch in diesem Jahr wieder zu einer interessanten und lohnenden Weiterbildungsmöglichkeit. Die Teilnahme wird von der Akademie für Fortbildung der Bayerischen Landesärztekammer anerkannt und zertifiziert. Die Organisation des Seminars wurde vom Ärztlichen Kreisverband an den Sponsor Ofa Bamberg übertragen.
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