Ärztlicher Kreisverband Bamberg veranstaltet Seminar für Orthopädie und Unfallchirurgie
Ärztinnen und Ärzte aus ganz Deutschland trafen sich am 9. Juni zum Bamberger Seminar für Orthopädie und Unfallchirurgie, um sich über aktuelle Behandlungsmethoden auszutauschen.
Schulterverletzungen im Leistungssport waren Thema des ersten Vortrags von Prof. Dr. med. Volker Schöffl. Am Beispiel des Sportkletterns erläuterte der Leiter des Zentrums für interdisziplinäre Sportmedizin des Bamberger Klinikums am Bruderwald häufige Verletzungen und deren Behandlung. Klettern wird 2020 olympisch und ist heute ein akrobatischer Leistungssport, bei dem die Kletterer viel an der Wand springen oder über Kopf hängen. Für die Schulter bedeutet das enorme Belastungen, die Muskeln, Sehnen und Labrum schädigen können. Da die Muskulatur essentiell für die Gelenkstabilität ist, ist bei Rupturen der Rotatorenmanschette sowie schwereren SLAP-Läsionen häufig eine Operation angezeigt. Impingementsyndrom und chronische Instabilitäten werden in der Regel zunächst konservativ behandelt. Wie auch bei der Prophylaxe spielt dabei die Verbesserung der muskulären Stabilität eine entscheidende Rolle.
Ein Update zum Thema Plantarfasziitis gab Dr. Dr. Andreas Först, M. D. O. Aus seiner orthopädisch-chirurgischen Praxis in Hirschaid bei Bamberg kennt er viele Patienten mit dem Problem und betont: „Die Plantarfaszie ist eine anatomisch und biomechanisch hochkomplexe Struktur.“ Aufgrund dieser Komplexität gebe es kein Standardvorgehen für die Therapie, die in der Regel konservativ erfolgt und stets Zeit erfordert. Das sollte auch dem Patienten vermittelt werden. Primär gelte es den Schmerz auszuschalten – durch Injektionen, Fersenkissen, Einlagen oder Tapes, die zeitlich begrenzt die Biomechanik des Fußes verändern. Schritt zwei ist das Krankheitsmanagement mit Fokus auf die Anleitung zur Eigentherapie sowie manuelle Techniken. Nach Ausheilung folgt die Sekundärprophylaxe, etwa durch Einlagen, Anpassung der Lauftechnik sowie Warm-up und Cool-down beim Sport.
Über komplexe Sprunggelenksverletzungen und deren Behandlungen referierte Dipl. Sportwiss. Dr. med. Tomas Buchhorn vom sporthopaedicum Straubing. Eine komplexe Verletzung liege vor, wenn zusätzlich zum Außenbandapparat die Syndesmose und der Innenbandapparat des oberen Sprunggelenks betroffen sind. Auch kann das „Zwischenknochenband“ am unteren Sprunggelenk verletzt sein. Sollte der Verdacht auf eine komplexe Sprunggelenksverletzung bei der klinischen Untersuchung bestehen, muss der Patient einer weiteren Diagnostik zugeführt werden. Hier bietet sich die hochauflösende Magnetresonanztomographie an. Besteht eine komplexe Sprunggelenksverletzung mit Rotationskomponente und Syndesmosenriss, ist die chirurgische Therapie das Mittel der Wahl. Gute Ergebnisse erzielt man hier mit den Fadenanker-Systemen. Sowohl bei den akuten als auch bei den chronischen Sprunggelenksinstabilitäten ist die Herstellung der Stabilität des oberen und unteren Sprunggelenkes das wichtigste Kriterium, um Verschleißerscheinungen des Knorpels zu vermeiden.
Meniskusläsionen im Sport: Teilresektion, Refixation oder Implantation? Dieser Frage ging PD Dr. med. Thore Zantop nach. Der Kniespezialist vom sporthopaedicum Straubing betonte die Notwendigkeit des MRT in der Diagnostik, um auch Begleitverletzungen, etwa des vorderen Kreuzbandes, zu erkennen. Die Behandlung sollte unter der Prämisse erfolgen, „möglichst viel Meniskusgewebe zu erhalten“, da eine Resektion immer mit erhöhtem Arthroserisiko einhergeht. Teilresektionen sollten daher möglichst sparsam durchgeführt werden. Die Indikation zur Refixation sei eher großzügig zu stellen – zum Beispiel bei Längsrupturen mittels Outside-in-Naht oder bei unvollständigen Radiärrupturen mittels Loop-Naht. Bei Radiärriss bis zur Basis sei jedoch eine Meniskektomie angezeigt, da der Meniskus seine Funktion verloren hat. Ist der Meniskusrand noch erhalten, kann eine Implantation oder Transplantation infrage kommen, allerdings sind die Erfolgsaussichten noch fraglich.
Die konservative und operative Behandlung von Erkrankungen der Achillessehne war Thema des letzten Referenten des Tages, Dr. med. Henning Ott vom Altius Swiss Sportmed Center in Rheinfelden (Schweiz). Im Zentrum stehe dabei „die Suche nach des Pudels Kern“, denn einer Sehnenerkrankung oder -verletzung liegt meist eine Störung in der kinematischen Kette zugrunde. Tendinosen werden zunächst konservativ behandelt – neben Stoßwellentherapie, Injektionen und weiteren Maßnahmen ist dabei das Eigenengagement der Patienten entscheidend. Isometrisches und exzentrisches Training zeigen sehr gute und nachhaltige Erfolge – wenn sie über mindestens zwölf Wochen konsequent zweimal täglich durchgeführt werden. Liegt eine (Teil-)Ruptur der Achillessehne vor, rät Ott zur OP. Dabei scheint eine offene anatomische Rekonstruktion der Sehne mittels Klöppeltechnik Vorteile gegenüber minimalinvasiven, nicht anatomischen Verfahren zu haben.
Mit praxisnahen Vorträgen und regen Diskussionen war das Seminar auch in diesem Jahr wieder eine lohnende Gelegenheit zur Weiterbildung. Die Teilnahme wird von der Akademie für Fortbildung der Bayerischen Landesärztekammer anerkannt und zertifiziert. Die Organisation des Seminars hatte der Ärztliche Kreisverband an den Sponsor Ofa Bamberg übertragen.