Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE)
Therapie bei Lymphödemen und Lipödemen
Die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE) hat sich bei der Therapie bei Lymph- und Lipödemen bewährt. Das Ziel der Behandlung ist die Reduzierung der Flüssigkeitsansammlungen bei Ödemen und die Lockerung von verhärtetem Gewebe. Die KPE wird in zwei Phasen eingeteilt: die Entstauungs- und die Erhaltungsphase. In beiden Phasen kommen verschiedene Therapiebausteine zum Einsatz. Nur wenn alle Bausteine der KPE gemeinsam angewandt werden, können die gewünschten Erfolge erzielt werden:
1. Manuelle Lymphdrainage (MLD)
2. Kompressionstherapie
3. Hautpflege
4. Sport und Bewegung
5. Selbstmanagement und Aufklärung
Phase I: Die Entstauungsphase
In der ersten Phase der komplexen physikalischen Entstauungstherapie (KPE) soll die angestaute Flüssigkeit abtransportiert, und somit die Schwellung des Gewebes verringert werden. Dementsprechend spricht man auch von der Entstauungsphase. Je nachdem, in welchem Stadium des Lip- oder Lymphödems mit der Entstauung begonnen wird, kann die Phase I zwischen drei Wochen und mehreren Monaten dauern.
Phase II: Die Erhaltungsphase
Die zweite Therapiephase dient vorrangig dazu, das erzielte Ergebnis der Entstauungphase (Phase I) zu erhalten und weiter zu verbessern. Für gewöhnlich wird die Phase II der KPE dauerhaft weitergeführt, da eine Behandlungsunterbrechung das Ödem wieder verschlechtern würde.
Bestandteile der Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie (KPE)
1. Manuelle Lymphdrainage (ML)
Die manuelle Lymphdrainage ist eine physiotherapeutische Behandlungsform und sollte nur von speziell ausgebildeten Therapeuten durchgeführt werden. Mit gezielten Handgriffen wird der Abtransport der Lymphflüssigkeit angeregt und gefördert. Das Prinzip dahinter ist einfach: Die eingelagerte Flüssigkeit wird in den funktionsfähigen Teil des Lymphsystems verschoben und kann von dort abtransportiert werden.
In Phase I (Entstauungsphase) wird die manuelle Lymphdrainage 1- bis 2-mal täglich durchgeführt. Später, in Phase II (Erhaltungsphase), wird die Therapie auf ein bis drei Sitzungen pro Woche reduziert.
Wichtig: Um zu verhindern, dass sich das Ödem nach der manuellen Lymphdrainage erneut vollsaugt, wird die Kompressionstherapie eingesetzt.
2. Kompressionstherapie
Die Kompressionstherapie ist ein wichtiger Baustein in der Behandlung von Lymphödemen. Nach der manuellen Lymphdrainage unterstützt die Kompressionstherapie den angeregten Prozess des Lymphabflusses und verhindert zudem, dass das Ödem erneut vollläuft. Entscheidend für die Wirksamkeit der Kompressionstherapie ist der Druck, der von Außen auf das Gewebe wirkt und somit dazu beiträgt, dass mehr Flüssigkeit aufgesaugt und transportiert werden kann.
Der Druck der Kompressionsverbände und -strümpfe ist nicht an jeder Stelle gleich hoch, sondern nimmt von unten nach oben ab und drückt somit die Gewebsflüssigkeit (Lymphe) in Richtung der intakten Gefäße.
In der Entstauungsphase: Kompressionsverbände
In Phase I der komplexen physikalischen Entstauungstherapie (KPE) werden Kompressionsverbände aus sogenannten Kurzzugbinden eingesetzt. Der Vorteil der Bandagen ist, dass man sie einfach an die täglich veränderten Formen und Umfänge des Ödems anpassen kann. Der Aufbau eines solchen Kompressionsverbandes ist sehr komplex und sollte in keinem Fall schmerzen oder einschnüren. Daher sollten nur speziell ausgebildete Therapeuten oder Ärzte den Verband anlegen.
In der Erhaltungsphase: Kompressionsstrumpf
In der Erhaltungsphase (Phase II) ändern sich Umfang und Form des Ödems nur noch langsam. Daher können nun flachgestrickte medizinische Kompressionsstrümpfe nach den individuellen Maßen angefertigt werden. Sie sind angenehmer zu tragen und können vor allem eigenständig an- und ausgezogen werden.
Die Ausprägungen eines Lymphödems oder Lipödems können sehr unterschiedlich sein. Um optimal zum Behandlungserfolg beizutragen, werden die Kompressionsstrümpfe maßgefertigt sowie in verschiedenen Kompressionsklassen und Ausführungen angeboten: von Strumpf und Strumpfhose, mit oder ohne Zehenkappe bis hin zu Armstrümpfen und Handschuhen.
3. Hautpflege
Da die Haut von Ödempatienten stark beansprucht ist, ist die richtige Pflege unverzichtbar. Je nach Ausprägung des Ödems werden verschiedene Prozesse in Gang gesetzt, die die natürliche Hautbarriere schädigen. Die Haut ist damit anfälliger für Entzündungen und Infektionen, die nur schwer verheilen und den Zustand zudem verschlechtern können. Zusätzlich kann die Therapie mit Kurzzugbandagen und Kompressionsstrümpfen die Haut austrocknen. An schuppigen oder rissigen Stellen können Erreger leichter in die Haut eindringen und ein erhöhtes Infektionsrisiko darstellen. Um dem vorzubeugen, ist die tägliche Hautpflege unverzichtbar. Morgens und abends sollten die betroffenen Stellen sorgfältig gesäubert und mit pH-neutralen Produkten, wie z. B. Callusan Cremeschäume, eingecremt werden.
4. Sport und Bewegung
Gezielte Bewegungsübungen helfen dabei, die Schwellung zu reduzieren. Durch die Muskeltätigkeit wird unsere natürliche Muskelpumpe aktiviert und der Abfluss der eingelagerten Gewebsflüssigkeit vorangetrieben. Je nachdem, in welchem Stadium und an welcher Stelle sich das Ödem befindet, müssen individuelle Übungen zusammengestellt werden. Wichtig ist auch, dass die Bewegungen keine Schmerzen verursachen. Die Bewegungsübungen sollten in jeder Phase der KPE 2- bis 3-mal täglich durchgeführt werden.
Wichtig: Am wirksamsten ist ein Zusammenspiel von Kompression und Bewegung. Darum sollen die Bewegungsübungen immer in Kompressionsstrümpfen oder Kompressionsbandagen gemacht werden. Welche Sportarten bei Lipödem sinnvoll sind, erfahren Sie hier.
Sport bei Lipödem und Lymphödem
5. Selbstmanagement und Aufklärung
Selbstmanagement wird als wichtiger Bestandteil für den Therapieerfolg angesehen und ist damit die verbindende Komponente aller KPE-Bausteine.
Um den gewünschten Therapieerfolg zu erreichen und auch dauerhaft beizubehalten, ist es wichtig, die komplexe physikalische Entstauungstherapie konsequent durchzuführen. Wie bereits der Name sagt, ist es jedoch eine komplexe und somit zeitintensive Therapie. Noch dazu ist es ein andauernder Kreislauf – die chronische Erkrankung verlangt eine lebenslange Behandlung und somit viel Disziplin und Motivation.
Um auch bei Rückschlägen nicht den Mut zu verlieren, kann es hilfreich sein, wenn man die Hintergründe der Therapie sowie die Wirkungsweise der einzelnen Bestandteile genauer versteht und somit deren Bedeutung für den Therapieerfolg besser einordnen kann. Hierfür müssen Patienten informiert und aufgeklärt werden. Außerdem erscheint es sinnvoll, neben der reinen Wissensvermittlung um das Ödem auch gewisse Techniken wie Hautpflege, Bandagieren oder auch Entstauungsgymnastik zu schulen.
Ein mündiger und aufgeklärter Patient kann seine Therapie besser organisieren und in den Alltag integrieren. Man lernt Warnsignale zu deuten und weiß, welche Maßnahmen man eigenständig ergreifen oder wo man um Rat fragen kann.
Selbstmanagement bei Lip- und Lymphödem
Anderen Mut machen und ein Vorbild sein
Schätzungen zufolge leidet jede zehnte Frau in Deutschland an einem Lipödem. Mit dieser Krankheit offen umzugehen und anderen zu zeigen, wie sie ihre Herausforderungen aufs Tägliche meistern – das sind #Lipödem-Mutmacher. Hier berichten sie von ihrem Alltag, von ihren Sorgen, aber auch von ihren Freuden, und geben Tipps im täglichen Umgang. Mehr zur Initiative #LipödemMutmacher